Das beste Pferd im Stall

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Endlich geschafft! Sieben Mal hat es die ZWEITE in dieser Saison versucht, einen Mannschaftssieg einzufahren, sieben Mal scheiterten wir, dabei so manches Mal auch äußerst knapp. Heute in der Schlussrunde sollte es also gelingen. Gegen 13.30 Uhr war es soweit: Fast gleichzeitig gaben sich zwei Zwickauer Schachspieler geschlagen und wir schafften es somit im letzten Moment, den Rückstand von 2,5:3,5 Punkten noch in einen Endstand von 4,5:3,5 Punkten umzuwandeln. Dramatik pur wieder bis zum diesmal erfolgreichen Abpfiff.

Pünktlich 8.50 Uhr hatten wir Bretter, Figuren, Uhren und weitere Schachutensilien aufgebaut und das reichhaltige Biersortiment von Dreiers Frank stand auch wieder bereit, der im letzten Auswärtskampf so arg gebeutelte, der es diesmal wieder wissen wollte. 9.05 Uhr war vom Gegner immer noch keine Spur, doch dann fuhr gegen 9.10 Uhr der erste Zwickauer Wagen vor, aus dem 3 Mann ausstiegen, gefolgt vom zweiten Wagen mit 4 Insassen. Der Zwickauer Schachclub ließ also ein Brett frei, natürlich das erste und somit war ich zum zweiten Mal in dieser Saison spielfrei: 1:0 – der wichtige schnelle Führungstreffer war also ohne unser Zutun erzielt. Ich holte mir wieder schnell einige dienstliche Unterlagen, um die Zeit sinnvoll auszufüllen, fand aber nach meinem Wiedereintreffen im Spiellokal dafür keinerlei Ruhe, so spannend ging es zur Sache…

Wir brauchten unbedingt noch einen Mannschaftspunkt, eigentlich einen Sieg, um mit dem Abstieg nichts mehr zu tun zu haben… Leider mussten wir sehr schnell den Ausgleichstreffer von Mario Kröner gegen unseren Rolf Steinhaus hinnehmen. Als ich vor 10.00 Uhr wieder ankam, war Rolf schon erledigt und verschwunden: 1:1.

Interessante Partien entwickelten sich und vor allem Wagners Klaus erspielte sich eine hoffnungsvolle Angriffsstellung. Er attackierte des Gegners König, der in der Mitte festsaß und die Rochade vergaß mit mehreren Figuren und hatte schon einen Bauern gewonnen. Zwei Varianten hatte Klaus, nachdem sein Gegner die Dame mehrfach angriff und eine Zugwiederholung provozieren wollte: Entweder einen weiteren Bauern gewinnen oder die Dame auf ein neues zentrales Feld stellen, um einen Figurengewinn vorzubereiten. Klaus wählte leider die dritte Variante. Da er Angst vor einem angeblichen Angriff des Gegners hatte, der eher einer Fata Morgana glich, willigte er in die Zugwiederholung und damit ins Remis ein. Ärgerlich, das war etwas wenig für das achte Brett…

Dagegen war das Remis von Karl-Heinz Vogel in Ordnung, spielte er doch am zweiten Brett gegen den guten Zwickauer Kosmale, der gegen 11.30 Uhr die Punkteteilung anbot, nachdem beide Spieler in verhältnismäßig langer Zeit erst recht wenige Züge aufs Brett brachten. Wir sahen aber in dieser Situation, dass unser an Brett 7 sitzendes bestes Pferd im Stall sich wieder einmal entscheidende Vorteile herausspielte…

Dafür sah es an den Brettern 3 und 4 nicht ganz so erfreulich aus. Benno Klaus wollte sich verrammeln und so zu einem Remis kommen. Aber Jürgen Appel, der am zum Saisonabschluss mit 7,5 Punkten aus 8 Partien eine sehenswerte Ausbeute erzielte, fand den Durchbruch, griff mit der Dame gefährlich an und erspielte sich zwei gefährliche verbundene Freibauern auf der 6. Reihe… Er konnte sich kaum entscheiden, so viele starke Züge waren möglich: Bauerngabel, Schachgebot, Bauernumwandlung… Bald war der Rammler Benno restlos erledigt und wir hatten einen Rückstand zu verkraften, der am Nervenkostüm zerrte…

Unser Wander Ralf spielte vorsichtig und wollte unter allen Umständen eine weitere Niederlage vermeiden, hatte er doch wahrscheinlich erstmalig in seiner langjährigen Schachkarriere 3 Niederlagen am Stück zu verdauen. Ralf stand am 4. Brett gegen den bisher noch ungeschlagenen Sebastian Förster aus Zwickau ordentlich und es entwickelte sich ein Turmendspiel mit jeweils 4 Bauern. Nur ein Problem gab es: Ralf hatte irgendwann eine ganze Stunde mehr verbraucht als sein Gegner, um ja keinen Fehler zu begehen. Wir waren jedenfalls heilfroh, dass der Zwickauer das Remisangebot unseres Ralfs annahm: 2,5:3,5 lautete damit der Zwischenstand, der eigentlich wenig hoffnungsvoll klingt, wenn man doch gewinnen will.

Doch wieder einmal saßen unsere beiden Langspieler Karlheinz Sandner und Frank Dreier an Brettern, die plötzlich beide wie Markneukirchner Siegbretter aussahen. Karlheinz hatte sich neben einem Läufer- auch noch einen Bauernvorteil erspielt und Frank gewann irgendwie einen ganzen Turm! Das musste doch diesmal reichen! Das musste der Sieg sein trotz des Zwischenergebnisses.

Unser Urgestein und mit sagenhaften 6,5 Punkten aus 8 Runden bestes Pferd im Stall machte wieder alles richtig und zog genüsslich und in aller Seelenruhe dem Sieg entgegen und ließ sich dafür alle Zeit der Welt… Frank atmete draußen tief durch, öffnete sich ein alkoholfreies Bier und gelobte, heute besonders aufzupassen, ruhig und aufmerksam zu spielen, damit sich das Malheur, das ihn bzw. uns im letzten Mannschaftskampf so bitter traf, nicht wiederholt. Vorsichtig, doch fast ein bisschen ängstlich spielte er weiter, einen ganzen Turm mehr auf dem Brett. Dafür hatte der Zwickauer Thomas Strobel lediglich einen Mehrbauern. Franks Königsstellung war ein bisschen gelüftet, doch seine Dame und der Springer waren doch in der Nähe, während seine beiden Türme noch nicht aktiviert waren… Der Zwickauer roch vermutlich Franks Verunsicherung, die er seit dem schwarzen Sonntag, dem 13. März, mit sich herumtrug… An diesem Tag hat Zwickau Pferde vor der berühmten Apotheke kotzen gesehen… Strobel griff Franks empfindlichste Stellen frech an, mit Dame, Turm, Springer und Bauern, mit allem was er noch so hatte… Plötzlich wurde es wieder gefährlich, Frank spielte in dieser Phase 2 bis 3 Züge im Bestreben nichts verkehrt zu machen vielleicht zu ruhig… Die Kiebitze Vogel, Wagner, Wander und Straube sahen schon die schlimmsten Verwicklungen, die sich dann angeblich wieder auflösten und plötzlich wieder erschienen… Es wurde eine Zeit lang draußen vor der Tür über fast jeden Zug diskutiert… Öfter fiel der Satz „Jetzt hat er sich wieder in die Bredouille gebracht… Vielleicht machte er aber in Wirklichkeit alles richtig, unser Dreier Frank. Jedenfalls ließ irgendwann sein Gegner den Damentausch zu und endlich, ja endlich bewegte Frank seine Türme… Es ging voran und er griff immer stärker an, bis es endlich so weit war, dass ihm der Zwickauer die Hand reichte. Der Ausgleich war vollbracht! Wenig später sah es auch der junge Gegner von Karlheinz ein und gab die Partie auf, da gleich 3 Bauern auf Umwandlung drängten und das Matt unvermeidlich war.

Mannschaftssieg, 4,5:3,5, endlich geschafft!

Michael Straube, 10.04.16

3 Kommentare

  1. Glückwunsch unserer Zweiten zum Klassenerhalt! Es liest sich wie ein Krimi, war ja auch einer! Kampfgeist wurde belohnt – die Sandners halt, die sind ’ne Bank! Fragt mal die Erste, was Karlheinz‘ Tochter da abgeliefert hat!

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