Stehaufkönig

Nichtaktiventurnier wird traditionell

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Zumindest nach Claus-Peter Frankes Worten werden Veranstaltungen zur Tradition, wenn sie dreimal durchgeführt wurden. Damit haben wir jetzt die Mindestzahl erreicht oder anders gesagt, wurde das Nichtaktiventurnier jetzt zur kleinsten Tradition der Welt… Nach dem augenscheinlichen und vielfach bekundeten Erfolg dieser dritten Auflage wird es wohl nicht dabei bleiben, sondern schlicht und einfach fortgesetzt.

Ich bin am Wochenende einmal ein bisschen den Spuren des großen Vorbilds unseres Turniers gefolgt und konnte ein paar Zahlen zutage fördern: Jeder Teilnehmer weiß, weil ich es immer wieder voranstelle, dass die Idee für ein Nichtaktiven-Schachturnier nicht in unserem Verein geboren wurde, sondern ausgerechnet in einem Fußballverein. Grün-Weiß Wernitzgrün veranstaltete von 1994 bis 2005 insgesamt neun offene Schachturniere für Nichtaktive. Steffen Wagner vom selbigen Verein war Organisator, Turnierleiter und natürlich treuester Mitspieler. Er lobte drei Pokale aus: einen für den Siegers des Turniers, einen für den Bestplatzierten des Fußballvereins und einen für den Ortsmeistertitel. Lag es an Steffens Überredungskunst oder traf er den Nerv der Zeit, dass er so viele Spieler (insgesamt 43) begeistern konnte? Ich denke, die Veranstaltung hatte Charme und sprach sich herum. Ein Indiz dafür ist, dass viele das Turnier nicht nur einmal besuchten, sondern Stammgäste wurden.

Ein Senkrechtstarter war es beileibe nicht. Mit sieben Teilnehmern fing Steffen einmal an. Im Jahr darauf waren es sieben. Dann zwölf. Es steigerte sich langsam. Zum Rekordturnier sollte es 2003 kommen. Steffen schaffte es, 21 Spieler zu aktivieren! 2004 waren es dann „nur“ noch 14, genau wie 2005, wo sich der Kondensstreifen des Turniers leider auflöste.

Das Turnier profitierte auch davon, dass einige junge Wernitzgrüner Fußballer zugleich hoffnungsvolle Schachhalbwüchsige aus unserem Verein waren. In den letzten Jahren nahmen zudem ein paar Aktive teil. Dann war auf einmal Schluss und wie bei vielen anderen schönen Veranstaltungen muss man zugeben: Alles hat seine Zeit, auch dieses Turnier. Welche Gründe es auch immer gegeben haben mag, es nicht fortzusetzen – Fakt ist, dass da etwas einschlief, was sich weitergeführt gehörte. Offensichtlich brachte niemand die Kraft auf, die Nachfolge anzutreten.

Lieber Steffen, solltest du zufällig auf unserer Homepage vorbeischauen, dann kannst du jetzt sicher eine logische Konsequenz ableiten: Wie wäre es denn, wenn du im nächsten Jahr einmal bei uns mitspielen würdest? Wir würden uns sehr freuen, dich begrüßen zu dürfen!

Genug würdige Gegner hättest du, das darf ich dir gerne versprechen. Zehn waren es in diesem Jahr, die sich in der Kunstwerkstatt des Gymnasiums eingefunden hatten (an dieser Stelle einen riesengroßen Dank für die Überlassung der Räume!). Zehn kriegen wir im nächsten Jahr auch wieder locker zusammen, denke ich. Denn es hat wieder nicht nur mir Spaß gemacht. Mehrheitlich kamen alle auf ihre (Punkte)-Kosten.

Die Intention war wie immer, Gelegenheitsschachspieler zusammenzubringen. Es gab da vor ein paar Jahren einen PR-Slogan: „Nette Leute spielen Schach“. Aber die „netten Leute“ müssen erst einmal jemanden finden, mit dem sie Schach spielen können! Denn Schach alleine zu spielen, ist eine höchst einseitige Sache… Schach verbindet. Der Jüngste war gerade mal zehn, der Älteste schon ein paar Jahre Rentner. Und alle verstanden sich wieder prächtig. Ich hatte zwar immer ein bisschen zu tun und konnte nicht überall sein, aber ich habe nicht bemerkt, dass es irgendwo einmal Unstimmigkeiten oder Befindlichkeiten gegeben hätte. Jeder hatte natürlich den Ehrgeiz, sein Bestes zu geben, aber wenn es mal nicht so lief wie geplant, dann wurde die Enttäuschung entweder gut weggesteckt oder aber gar nicht vorhanden!

Manche Geschichten müssen einfach erzählt werden: Eine Spielerin setzte den Jüngsten im Feld mit einer schier übermächtigen Armada patt – so ziemlich jeder andere Zug hätte gewonnen. Da wundert man sich natürlich und ich hatte so den Verdacht, sie wollte den Jungen ein bisschen schonen. Später hörte ich da was und konnte bei der Siegerehrung für alle vernehmlich die Frage stellen, wie lange sie schon Schach spiele: „Zwei Wochen.“ lautete die Antwort und sorgte für Erstaunen, welches Begeisterung wich… Zwei Worte, die den Sinn dieses Turniers nicht treffender hätten beschreiben können.

Am Tabellenanfang gab es den absehbaren Kampf um den Turniersieg. Jens Veit Günther hieß der zweimalige Gewinner der Spielserien der Vorjahre. Er bekam diesmal ernsthafte Konkurrenz durch Karin Schuster, eine ehemalige und unvergessene Vereinsspielerin und Tochter der Neikirnger Schachikone Werner Sämann. Sie hängte allerdings ihre Schachfiguren schon vor etlichen Jahren an den Nagel. Karin und Jens gewannen die maximale Anzahl der Partien außerhalb der eigenen Begegnung. Die spielten sie remis. Die kleine Wertung musste her. Das sind die Punkte der Gegner, die sie hatten. Mit dem Hauch von einem halben Wertungspunkt lag am Schluss Karin vorn.

Jetzt haben beide ein Jahr Zeit, sich für das nächste Turnier aufeinander fit zu machen. Oder möchte da der Drittplatzierte Karel Werner ein Wörtchen mitreden? Er setzte sich noch knapper mit einem haarbreiten Vorsprung von 2 Punkten in der zweiten (!) Wertung, also die sogenannte Wertung der Wertungen vor den Vierten, Tino Puggel. Dieser kann sich ein Jahr lang von Karin coachen lassen, da die Beiden Nachbarn sind – und nichts von der Gemeinsamkeit, Schachspieler zu sein, wussten. Mal ehrlich: Sind das Geschichten?

Ein Riesendank gilt den mitgereisten Angehörigen und Kiebitzen. Markus vom Partnerverein Waldkirchen, der sachkundig mit eingriff. Claus-Peter, Fan der ersten Nichtaktivenstunde. Ute und Frank – immer bereit! Meiner Dagmar, die das leistungstärkende Präparat Zucker in unschuldigem Kuchen tarnte.

Bis nächstes Jahr!

(Frank Weller)

PS: Vielen Dank an Steffen Wagner für den fantastischen Einblick in seine Aufzeichnungen zum Wernitzgrüner Nichtaktivenschach.

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