Gute Laune beim Nichtaktiventurnier 2020

Langsam wird es zur runden Routine. Die Aufregung und
nervöse Ungewissheit, ob wir denn wieder ein niveauvolles Turnier hinkriegen,
weicht langsam dem ruhigem Wissen: Des wird scho wieder. Unser Team ist eingespielt
und unter den Teilnehmenden kristallisiert sich ein treuer Kern heraus. Die
Zahl der Erstteilnehmer wird kleiner, dafür haben sich andere schon ein
bisschen aufeinander eingespielt und freuen sich schon im Vorfeld aufeinander. Ziel
erreicht, würde ich sagen: Ein kleines Schachfest für Gelegenheitsspieler hat
sich etabliert.

Bei einer Zahl von knapp über zehn Teilnehmern bleibt man
bis zuletzt ein bisschen misstrauisch, ob das Turnier nicht doch noch unter die
magische Marke rutschen könnte, bei der man einsehen muss, dass es den
Interessensnerv einfach nicht getroffen hat. Umso beruhigender, wenn es dann
sogar zwölf sind. Und wie die zwölf wieder gekämpft haben! Da wird so gut wie
nie aufgegeben, Remisgebote hört man kaum, Energie wird in Angriff und Verteidigung
umgewandelt. Und über allem steht eine freundschaftliche Fairness, die bei
Einzelturnieren meist nur dort zu verzeichnen ist, wo sich die Leute seit
langem und richtig gut kennen. Eine reine Freude ist es für meine Kameraden und
mich, dabei sein zu dürfen.

Freud und Leid sind ein unzertrennliches Paar, aber auch ein
flatterhaftes und untreues. Was die beiden in diesem Turnier hin- und hergehüpft
sind, war manchmal recht tragisch mit anzusehen. Die Zeit und vor allem die steigende
Nervosität angesichts weniger werdender Minuten forderten besonders viele Opfer.
Ich glaube, dass die Zeit und ihr Dunstkreis diesmal mehr Partien entschieden
haben als in den drei Turnieren davor. Und diese Partieausgänge haben das (fast
schon gewohnte) Klassement tüchtig durcheinandergewirbelt. Woran das liegt?
Keine Ahnung! Habe ich in der Turniereröffnung zuviel Wind davon gemacht? Zu
oft die Zeit erwähnt?

Eigentlich mag ich Turniere, wenn sie neue Sieger sehen –
nicht nur beim Nichtaktiventurnier. Ich persönlich finde es richtig gut und
wichtig, dass andere sehen, dass sie gar nicht mal so weit von der Spitze weg
sind und die von der Spitze wissen, dass sie nix geschenkt kriegen. So bleibt
das Turnier spannend und die Konkurrenz lebendig. Wie das Schach – so das
Leben!

Einer kam, sah und siegte! 2020 in der schönen
Kunstwerkstatt des Gymnasiums (wieder vielen herzlichen Dank an die Schule!) gewann
jemand, der zum ersten Mal dabei war: Günter Heller. Er spielte 30 Jahre kein
Schach mehr, dann 2017 eine Saison in Greiz und seitdem wieder nicht mehr.
Vielleicht ist da die Routine etwas vergraben, seine alte Klasse blitzte
trotzdem. Er gewann kurzerhand alle fünf Partien und damit das Turnier. Eine
nette Nebengeschichte: In Claus-Peter Franke erkannte er einen Weggefährten aus
jungen Jahren. Der gemeinsame Bekanntenkreis („… und kennste noch…?) und die gemeinsamen
Erinnerungen ließen die Jahre schmelzen.

In der letzten Runde legten Tino Puggel und Jürgen Horn, die
bis dahin 2,5 Punkte hatten, noch einen Endspurt hin und gewannen ihre Partien.
Damit zogen sie am vorderen Feld vorbei und sicherten sich die Plätze 2 und 3
hinter Günter Heller.

Ein junger Mann muss extra erwähnt werden: Tammo Puggel.
Eigentlich wollte er wohl nur den Papa anfeuern und sich das Turnier anschauen.
Auf den angebotenen Deal, doch einfach mal mitzuspielen, weil es gerade eine
ungerade Zahl war, und aussteigen zu dürfen, wenn er es gar nimmer aushielte,
ging er ein – und spielte alle fünf Runden! Ihm gebührt die
Tapferkeitsmedaille.

Kein Resümee ohne Dank an alle fleißigen Helfer: Claus-Peter Franke, Frank Dreier, Christopher Bischoff (in jedem Jahr dabei), meine Frau. Und an alle Teilnehmer. Für ihre Fairness, Kampf- und Feierlaune.