Zweite: Bittere Niederlage in Zwickau
1. Bezirksklasse: SV EW Zwickau I – Neikirng II 4,5:3,5
Es sind natürlich besonders die Erfolgserlebnisse, über die man gern einen Bericht schreibt, auch gern noch am Sonntagabend. Diesmal fällt es mir schwer, zu bitter endete der Punktkampf am gestrigen Sonntag…
Mit 3,5: 4,5 verliert man nie gern, die erste Mannschaft kann ein Lied davon singen, wenn wir an die letzte Landesklassen-Saison denken. Aber diesmal erwischte uns eine Niederlage, die während der Spielzeit nie abzusehen war. Wir hatten eigentlich schon gewonnen, der erste Mannschaftssieg war fast in trockenen Tüchern, der berühmte Sack musste nur noch zugebunden werden, doch es gelang nicht, das macht die Sache so bitter. Der kurzzeitig sicher geglaubte Sieg zerrann zwischen den Fingern…
Pünktlich kurz vor 9.00 Uhr trafen sich passenderweise im Seniorenbegegnungszentrum in Zwickau die Mannschaften des SV Empor West Zwickau I und SV Markneukirchen II. Der Gastgeber dürfte uns vom Durchschnittsalter sogar noch knapp überlegen gewesen sein…
Rolf Steinhaus erreichte am achten Brett ein zeitiges Remis. „Eine geile Partie“ meinte etwas später Benno Klaus zu seinem Spiel gegen den starken und angriffslustigen Isman Karaev, nachdem er dem Zwickauer zum Sieg gratulieren musste.
Am ersten Brett bot mir mein Gegner Reinhart Löffler in regelmäßigen Abständen remis, die Stellungen waren völlig ausgeglichen, wir spielten italienisch im größten pianissimo, keiner wagte irgend etwas. Ich wartete noch etwas ab, bis unser Karlheinz Sandner wieder einmal den vollen Punkt einfuhr (Glückwunsch zum fünften Sieg im 7. Spiel!). Da ich keinerlei Erfolgsaussichten erkennen konnte und mich nicht in gefährliche, zwielichtige Abwicklungen manövrieren wollte, willigte ich ein und es stand nach der ersten Halbzeit und der absolvierten Partie Straube gegen Löffler 2:2.
Es waren die restlichen Partien, die uns hoffnungsvoll stimmten, hatte doch Klaus einen Bauern gewonnen und die bessere Stellung, standen Karl-Heinz und Ralf ordentlich und erarbeitete sich Frank stetig neue kleine Stellungsvorteile und Mehrbauern trotz frühzeitig eingestellter Qualität.
Nachdem unsere ausgespielte halbe Mannschaft das „Essen auf Rädern“ verspeist hatte, entwickelte sich fast alles äußerst positiv an den Brettern. Klaus Wagner hatte es geschafft und den zweiten Tagessieg unter Dach und Fach gebracht. Es stand 3:2.
Wenig später bekam Karl-Heinz Vogel ein Remisangebot vom Mannschaftsleiter Steininger. Er war unschlüssig, hatte er doch die aktivere Stellung, aber eben auch die schlechtere Zeit. In gut 20 Minuten hätte er noch knapp so viele Züge schaffen müssen… In Anbetracht der Tatsache, dass unser Frank Dreier immer besser dastand und mit Dame, Turm, Springer und einem Freibauern auf der 6. Reihe dem Sieg zueilte, animierte ich Karl-Heinz, das Remis ruhig anzunehmen, was er bald darauf auch tat.
Frank Dreier würde der Matchwinner werden, wir waren absolut überzeugt davon und er genau so. Er hatte den Blick nach vorn gerichtet und wollte sein starkes Spiel mit dem Sieg krönen und schnell gewinnen: Figurengewinn, Umwandlung zur Dame, Matt – alles drohte er seinem Gegner, der das Aufgeben leider vergaß… Dafür griff dieser nach dem letzten Strohhalm, indem er seinen angegriffenen Läufer nach h4 verschob. Frank ahnte einfach nichts Schlimmes und rückte seinen Freibauern auf die 7. Reihe anstatt den gegnerischen Bauern anzugreifen und dem König gleichzeitig ein weiteres Fluchtfeld zu verschaffen. Dieser Bauernvorzug war vorschnell, konnte doch der gegnerische Läufer auf f2 einschlagen und mit Schachgebot eigenen Druck aufbauen. Frank erschrak etwas und rückte den König zur Seite auf das Eckfeld h1. Er erkannte einfach nicht, dass des Gegners Dame damit zur Vernichtung des Königs nach Attacke auf der Grundreihe förmlich eingeladen wurde, während bei Königsflucht auf h2 alles noch gut ausgegangen wäre. Und so kam es: Dame und Läufer im Verbund beförderten Franks verdutzten weißen König aus seiner eben noch so sicheren Festung und erledigten ihn folgerichtig. Die Kiebitze stürzten sich auf die Partie und es ging ordentlich zur Sache… Ralfs Gegner versuchte mehrfach Ruhe einzufordern, aber umsonst. Ich trug das verlorene Brett auf die andere Seite des Spiellokals und konnte mich nach dem für uns völlig unerwarteten und enttäuschenden Ausgleichstreffers der Zwickauer zum neuen Zwischenstand von 3,5:3,5 der letzten Partie des Tages widmen…
Leider wurde unser Ralf Wander trotz eines Mehrbauern von seinem Gegner stark bedrängt und gefesselt und dieser zeigte uns, wie man einen Freibauern ins Ziel bringt. Ralf blieb nur die Aufgabe und die Niederlage war besiegelt… Ein unglaubliches Ergebnis, plötzlich standen wir mit leeren Händen da…
Frank ärgert sich natürlich am meisten über die Niederlage, aber es ist nicht der kleinste Vorwurf berechtigt. Er hatte uns erst im letzten Punktspiel gegen Cranzahl im Verbund mit Karlheinz Sandner gerettet und organisiert wie kein Zweiter beispielhaft unsere Mannschaften. Es ist wohl jedem Schachspieler schon einmal passiert, dass er nur auf den Angriff schaut und die Gefahr nicht erkennt. Kopf hoch, Frank, Kopf hoch, zweite Mannschaft. Es war wieder eine gute Mannschaftsleistung der Zweiten, auch wenn das Ergebnis und der gefährliche Tabellenstand eine andere Sprache sprechen.
Glückwunsch den Schachfreunden aus Treuen, die in der Tabelle an uns vorbeigezogen sind, wenn auch ein bitterer Beigeschmack bleibt, wenn die Sportfreunde aus Lichtentanne im Heimspiel nur zu sechst antreten… Dass die Waldkirchner beim Zwickauer Schachclub zum Sieg kamen und nach Mannschaftspunkten auch noch mit uns gleichzogen, macht den für uns so negativen Spieltag perfekt.
Nichts desto trotz: Zum letzten Spieltag wird noch einmal gekämpft was das Zeug hält!
Michael Straube, 14.03.16