Was wir in den letzten Wochen befürchteten, traf uns dennoch unvorbereitet und will nicht akzeptiert werden: Einer unserer besten Schachkameraden wurde aus unserer Mitte gerissen. Gerd verstarb am 24. Juni 2018 an seiner schweren Erkrankung. Wir trauern mit seiner Familie, sprechen ihr unser Beileid aus und können es doch selbst gar nicht fassen, welcher Verlust ihr und auch uns als seinen Freunden zugefügt wurde.
Als Kamerad war Gerd einer der zuverlässigsten, nie haben wir ihn schlecht gelaunt erlebt. Sollte er es je gewesen sein, hat er es nicht gezeigt. Einen ausgeglicheneren Menschen kann man auf dieser Welt nicht finden. Seine ruhige Vernunft, sein freundliches Wesen und sein stets zufrieden wirkendes Lächeln waren sein Markenzeichen. Selbst über seine Krankheit sprach er gefasst und voller Zuversicht. Fast meinte man, er wolle alle anderen noch beruhigen, die sich Sorgen machten, als sie hörten, was ihm zugestoßen war.
Sein Charakter widerspiegelte sich in seinem Schachspiel. Wenn er sagte, er wäre aufgeregt, konnte man ihm das ob seiner Gelassenheit kaum glauben. Er konnte mit den größten Schwierigkeiten am Brett umgehen, als wären es nicht seine, sondern er säße nur zufällig auf dem Platz. Hippelten und zappelten schon seine Mannschaftskollegen um ihn herum, weil er in höchster Zeitnot war, brachte ihn selbst nichts aus der Ruhe. Äußerer Druck traf auf innere Gelassenheit.
Ausgeglichene und sichere Stellungen liebte er über alles. Zwar kann man ohne Risiko, das ihm weniger lag, oft keinen entscheidenden Vorteil erlangen, aber für ein Remis reichte es in den meisten Fällen. Das verteidigte er auch gegen wesentlich stärkere Gegner. Jahrelang am Spitzenbrett der 2. Mannschaft war er der Remisschreck der Besten der Gegner. Folgerichtig wurde er vor vielen Jahren in die Erste geholt, wo er meist am 2. Brett regelmäßig seine halben Zähler abholte. Ein Remis an einem vorderen Brett der Bezirksliga war für die Mannschaft ein Gewinn. Damit wurde es auch für ihn zum Erfolg und er lieferte fleißig. Und gewöhnte sich immer mehr an das Remis-Spiel.
Gerd war dabei, als wir in die 2. Landesklasse aufstiegen, als wir dort die Klasse hielten und erst ein Jahr später wieder abstiegen. Er war auch beim zweiten Abenteuer Landesklasse dabei und nahm später alle Auf-und-Abs mit. Er kämpfte, gewann und verlor mit seiner Mannschaft. Auf ihn war Verlass, er war immer da, wenn er gebraucht wurde. Sollte die Situation ein Remis für die Mannschaft nicht erlauben, spielte er auf Sieg. Wenn er musste, konnte er das auch. Er war bekannt im Spielbezirk Chemnitz. Den Sandner Gerd kannte jeder, man schätzte und respektierte ihn.
Seinen letzten Kampf im Leben verlor Gerd. Die heimtückische Krankheit spielte nicht offen, sie nahm auch kein Remis an. Wir als seine Freunde setzten wie immer auf ihn und wünschten ihm sehnlichst den Punkt, aber der Gegner war zu stark und einfach nicht zu fassen.
Wir verlieren mit Gerd einen Kameraden, dessen Platz nicht ersetzt werden kann. Gerd, du behältst deinen festen Platz in unseren Herzen.
(Frank Weller)
Treffender kann man es nicht schreiben. Gerd wird uns allen sehr fehlen.
Ute