Ehre, wem Ehre gebührt – danke Ute

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Die Versammlung ist eigentlich immer eine recht trockene Angelegenheit. Wir diskutieren den Terminplan, beschließen die Aufstellungen und sprechenüber den Modus unserer Tuniere. Ute gibt den Finanzbericht und mahnt die säumigen Zahler. Nachwuchs-Leiter und die Mannschaftsleiter geben einen Rückblick auf das Geleistete.

Diesmal war es etwas anders. Bevor es richtig losging, baten Präsi Benno Klaus und Vize Burkhard Atze unsere Ute nach vorn, um ihr die Ehrennadel des Sächsischen Schachverbandes in Bronze zu verleihen.

v.l.n.r. Benno Klaus, Ute Sadewasser und Burkhard Atze

Frank Weller hat eine etwas andere Laudatio verfasst:

Glücklich über ausgezeichnete Schachfreundin

Liebe Ute,

dass Du unsere Beste bist, daran hat von uns noch nie jemand gezweifelt. Als einzige aktive Spielerin unter uns Mannsbildern stichst Du nicht nur deshalb heraus, sondern weil Du jemand bist, der den Laden zusammenhält.

Genau weiß ich es nicht, wann Du Deine ersten Figuren gezogen hast. Es wird als Kleinkind mit Figurenumstupsen begonnen haben, denn aufgebaute Bretter wird es in Eurer schachverrückten Familie immer schon gegeben haben. Dein Vater war Schachtrainer, Deine Brüder und Deine Schwester haben schon gespielt. Du hattest also keine andere Wahl, Du musstest Schach lernen.

Vor ungefähr 48 Jahren – ich bin mir nicht sicher, ob ich solche Zahlen überhaupt ansprechen sollte, die Rückschlüsse auf das sensible Thema des Alters von Frauen zulassen – hast Du in der Schule begonnen, Deinen Gegnern zu zeigen, was Du am Brett draufhast. Gab es in den nächsten Jahren bei Kreismeisterschaften und -spartakiaden jemanden, der Deinen Titel ernsthaft gefährdete? Ralf Wanders Mädels von Traktor Erlbach werden alles gegen die Konkurrenz von Motor Markneukirchen versucht haben, aber an der Sandner Ute werden Zähne ausgebissen. Auch auf Bezirksebene warst Du keine Unbekannte und hast Deine Lorbeeren gesammelt. Mit der Mädchenmannschaft in der Jugend ging es zweimal bis in die Zwischenrunde der DDR-Meisterschaft.

Vor 10 Jahren wolltest Du es noch einmal in einer großen Einzelmeisterschaft wissen. 2014 nahmst Du den Kampf um den Sachsenmeistertitel bei den Frauen auf. Du wurdest am Ende Sechste.

Wie viele Siege wirst Du seit Deiner Kindheit wohl eingefahren haben? Wie oft warst Du mit einer Punkteteilung zufrieden, wie oft nicht? Wie oft magst Du mit einer Niederlage gehadert haben – wie oft warst Du dennoch nicht unglücklich mit Deiner Partie? Seit Du die Partien mitschreiben konntest, hast Du die langen Partien fein säuberlich abgeheftet. In diesem Ordner stecken tausende Stunden, tausende Dramen, tausende Ausschüttungen der bekannten Stresshormone – ein Teil Deiner Schachwelt.

Der andere Teil ist der der pragmatischen Organisatorin. Seit vielen Jahren hast Du die Finanzen des Vereins unter Kontrolle, bist im Vorstand und einfach Mädchen für alles. Vereinsausfahrten, Präsentbeschafferin Nummer Eins, Geburtstagsbesucherin – wo fängt man bei Dir an aufzuzählen und wo hört man auf? Das alles machst Du nebenbei. Immerhin führst Du noch ein anderes Leben: Du hast einen stressigen Beruf, Haus und Hof, eine Familie, Deine Eltern. Du weißt oft selber nicht, wie Du alles schaffen sollst. Manchmal hast Du Dich mit dem Gedanken getragen, kürzer zu treten. Du dachtest, das könnte Dir guttun.

Matthias, Steffen und ich kennen Dich seit Deiner Kindheit, andere nicht viel kürzer. Wir sitzen seit Jahrzehnten mit Dir in der ersten Mannschaft, haben Höhen und Tiefen, Auf- und Abstiege zusammen mit Dir erlebt. Oft müssen wir nicht einmal auf Dein Brett schauen, um zu wissen, wie es gerade um Dich steht. Erst in der vergangenen Saison sind wir wieder gemeinsam in die 2. Landesklasse aufgestiegen. Du, liebe Ute, bist ein wertvoller Teil dieser Mannschaft und dieses Vereins. Um Dich als ausgezeichnete Schachfreundin zu ehren, braucht es keine Auszeichnung. Wenn es dann doch eine gibt, dann ist sie willkommen. Zur Mitgliederversammlung am vergangenen Donnerstag konnten Burkhard und Benno Dir die Ehrennadel des Schachverbandes Sachsen in Bronze überreichen. Eine Ehre, zweifellos. Für uns ist es eine Ehre, Dich als Schachfreundin in unserem Verein zu wissen. Wir nehmen die Honoration zum Anlass, dies einmal auszusprechen.

Vielen Dank, Ute

Frank – im Namen Deines Vereins

Da ist das Ding. Ehrennadel und Urkunde.

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