67 Züge Leiden – wieder auf dem Boden der Tatsachen

Diesmal bereitete ich mich selber vor – und es ging schief. Im frühen Partiestadium spielte mein Gegner einen Zug, den ich erst später erwartete, die vorbereitete Reaktion war noch nicht möglich. Nach sieben Zügen hatte ich einen Bauern weniger und eine schlechte Stellung. Ich wollte kämpfen, um wenigstens den zwanzigsten Zug zu erreichen. Nach dem ich letzte Runde der Erste war, der die Partie beendete, war ich diesmal der Letzte gegen 22:00 Uhr gratulierte ich meinem Gegner nach 68 Zügen zum Sieg.




Mit Schottisch zum Erfolg

Von meinem Gegner in der fünften Runde waren wieder einmal nur die Partien aus dem Turnier verfügbar. Ich überlegte sogar, ob ich es auf 1.d4-Terrain wage, um gegen seine Variante anzutreten. Den entscheidenden Tipp erhielt ich dann aus dem Erzgebirge. John Heinrich empfahl mir es mit dem Schottischen Gambit zu versuchen.

Hotline ins Erzgebirge

In der Partie ging dann alles ganz schnell. Turnierdaten bei chess-results




Wir starten wieder im Familienzentrum

Das Schuljahr ist jetzt fast drei Wochen alt, jetzt weiß man, was man an Zeit frei hat. Wir beginnen wieder mit Schach im Familienzentrum. Wie im Mai/Juni wieder von 16:00 bis 18:00 Uhr im Familienzentrum. Eingeladen sind Kinder aller Schulformen, die Zeit und Lust haben am Freitag ins Familienzentrum zu kommen.

Matt!

Was erwartet euch:

  • Wie ziehen die Figuren?
  • Wie kommt man in Vorteil?
  • Wie gewinnt man Figuren?
  • Wie setzt man matt?
  • Wie eröffnet man die Partie?

Wenn ihr Lust habt, wir freuen uns auf euch.




Heimatkiez, wie haste dir verändat

Da von meinem Gegner nicht viel zu finden war, außer dass er wahrscheinlich 1.e4 spielt, Evidenz eine Caro-Kann-Partie in diesem Turnier, beschloss ich die Plätze meiner Kindheit aufzusuchen. Ich besuchte meinen Kindergarten, den ich vor genau 50 Jahren verlassen hatte, die Schule in die ich eingeschult wurde und verschiedene andere Plätze mit schönen Kindheitserinnerungen.

Vielleicht inspirierte mich der abschließende Besuch des „Stierbrunnens“ für meine Partie. Ich landetete in der Vorbereitung meines Gegners. Als er sich nicht mehr erinnern konnte griff er fehl und stellte die Partie instant ein.

Das gab mir Zeit einige Turnierimpressionen einzufangen. Daten bei Chess-Results.




Schachgefühl abhanden gekommen

Runde drei hielt für mich einen Elo-losen, 23-jährigen Gegner (DWZ 1498) bereit, der aber in der ersten Runde gegen Matthias Remis gespielt hatte und auch in der zweiten Runde gegen einen 1800er remisiert hatte. Vorbereitung war unmöglich, da es von ihm nichts zu finden gab.

Die Eröffnung spielte ich zu schematisch und musste bald um das Überleben kämpfen, das gelang knapp mit einem Minusbauern. Dann stellte ich ihm eine Falle, in die er prompt hineintappte, aber ich zog die Schlinge nicht zu, sondern landete durch einen Fingerfehler in einer komplett verlorenen Stellung, in der es dann keine Rettung mehr gab.

Auf der Heimfahrt plauderte ich nett mit einem Schachfreund von Empor Berlin. Wir klagten uns gegenseitig unser Leid, zeigten uns unsere Partien. In der Unterkunft angekommen, stellte ich fest, dass genau dieser Spieler mein Gegner in der vierten Runde ist. Es versteht sich von selbst, dass von ihm kaum etwas zu finden ist – genau eine Weißpartie von 2017 und die drei beim Lichtenberger Sommer veröffentlichten Partien.




Unnötige kurzzügige Niederlage

Mein Gegner in der zweiten Runde war Jasper Langner aus Köln. Er spielt sowohl e4 als auch d4 und im Internet öfter aus Sf3 als ersten Zug. Da war Vorbereitung schwierig, ich wiederholte ein par Varianten und sah mir dann die Florastraße an, aß bei einem guten Italiener zum Mittag und war schon früh am Turnierort.

Mein Gegner wurde offensichtlich durch meine Eröffnugswahl überrascht und nahm sich viel Zeit. Der entscheidende Moment war der 10. Zug.




Lichtenberger Sommer – startet mit Regenwetter

230 Schachfreunde trafen sich gestern zur ersten Runde des Lichtenberger Sommers. Das Berliner Wetter wartete zwischenzeitlich mit einigen Kapriolen auf, den größten Guss gab es aber während der Runde. Seit langer Zeit spiele ich mal wieder ein Turnier in Berlin, meiner alten Heimat, mit. Aber auch andere Teilnehmer sind bei uns in Markneukirchen bekannt. Matthias Pröschild und Mathilda Bächle, die wir von ihren Teilnahmen am Osterblitz kennen, und Jörg Wulff, der schon unsere Stadtmeisterschaft und auch das Osterblitz mitspielte.

Das Turnier findet auf der Trabrennbahn Karlshorst statt. Der Turniersaal ist der der Saal unter der Haupttribüne, wo sonst die Zocker ihre Wetten patzieren und mitfiebern, ob ihre Pferde gewinnen. Auf dem Fußweg vom S-Bahnhof Karlshorst zum Wettkampfort bekommt man die Anmutung eines lost Places. Der Eingang der Trabrennbahn beschmiert mit Graffiti und teilweise zugewuchert, verbogene Fahnenstangen und auch im Gelände versucht die Wildnis Oberhand zu gewinnen. Aber hier finden immer noch Renntage statt, es werden Pferde trainiert und der Imbiss funktioniert tadellos.

Nach einer kleinen organisatorischen Panne, die erste Runde musste noch einmal ausgelost werden, starteten die Spiele. Leider war ich noch knapp in der ersten Hälfte, so hatte mein Gegner ein Rating von 1239. Nachdem ein Springer kein Rückzugsfeld mehr hatte, war ich schnell eine Figur vorne. Kurze Zeit später ließ er einen Turm ungedeckt stehen, als dieser geschlagen wurde, gab er auf. So hatte ich Zeit ein paar Fotos vom Turniersaal und Spielern zu machen.

Ergebnisse der ersten Runde

Kurz nach der ersten RUnde wurden alle Partien digitalisiert und bereit gestellt.

Partien der ersten Runde




Toni erreicht gegen Elisabeth Pähtz ein Remis

Am Sonntag fand in Chemnitz, organisiert vom CSC 95 Aufbau und unterstützt von der Laskergesellschaft, in der Eventlocation Krafverkehr eine Simultanvorstellung von GM Elisabeth Pähtz statt. Elli wie sie von der deutschen Schachszene liebevoll genannt wird spielte an 30 Brettern. Lediglich 11 Remis gab sie ab, eines gegen Toni.

Nicht das erste Treffen mit Elli

Toni bei der Großmeisteranalyse

Anfang letzten Jahres spielte Toni bei der DSAM in Potsdam mit und analysierte eine seiner Partien mit Elisabeth Pähts. Ob sich die Großmeisterin daran erinnern kann? Toni ist es sicher in guter Erinnerung geblieben.

Die Veranstaltung

Die Fotos wurden mir freundlicherweise von der Familie Lutz zur Verfügung gestellt.

Tonis Partie




Prag war wieder eine Reise wert

Durch einen Sieg in der letzten Runde wurde das Turnier in Prag für mich zu einem Erfolg. Mein Reisepartner John Heinrich erreichte in der letzten Runde ein Remis und hat sich wahrscheinlich insgesamt mehr ausgerechnet. Ich für meinen Teil kann sagen, dass es ein gutes Gesamterlebnis war. Kulturelle Höhepunkte bei der Entdeckung der Stadt, kulinarische Überraschungen und die schachliche „Arbeit“ mit einem FM – ich nehme viele tolle Eindrücke mit.



Die letzten beiden Runden

Zuerst schulde ich noch die Ergebnisse der letzten beiden Runden. In der achten Runde musste Burkhard gegen ein tschechisches Talent aus dem Jahrgang 2012 antreten (Tonis Jahrgang) und John wollte seinen Zorn über den Handy-Vorfall herauslassen.

Johns Gegner machte früh einen Fehler und so konnte er schnell gewinnen (Partie). Bei Burkhard leifen die Vorbereitungen wieder aneinander vorbei. Burkhard erwartete 1.e4 (was kam) oder 1. Sf3 (in was die Partie vielleicht umschlug). Der Gegner hatte mit c5 oder e5 gerechnet, was beides nicht kam.

In der letzten Runde hatte John noch die Chance unter die Top-5 zu kommen. Für mich machte nur ein Sieg das Turnier zum Erfolg.

John fixiert seinen Gegner, aber er hält stand

John nutzte eine frühere Vorbereitung um mit Schwarz auf Sieg zu spielen. Irgendwo war die Chance auch da, leider erkannte er sie nicht. (Partie)

Mein Gegner entschied sich im Mittelgambit früh den Damentausch anzubieten, ich übersah eine taktische Chance zum Sieg und die Stellung war wieder ausgeglichen. Nun überschlugen sich die Ereignisse. Ich verließ das Brett um meine leere Kaffeetasse zurückzubringen. Als ich wiederkam, stand mein Brett unter Wasser. Ein Nachbar hat sein Wasserglas in meine Richtung umgeschüttet. Wir mussten umziehen, die Stellung neu aufbauen und ich musste mein Partieformular noch einmal abschreiben. Als die Partie wieder losging, erkannte ich die erneute tatkische Chance.

Fazit

Das Prager Turnier, welches ich nun schon zum zweiten Male mitspiele, ist als Turnier der Czech-Tour sehr gut organisiert. Es war diesmal ein schöneres Erlebnis, da ich einen starken Reisepartner hatte. Es war schön einige bekannte Schachfreunde wieder zu treffen und neue kennen zu lernen.

Ich bin mit meinem Ergebnis sehr zufrieden. Mit vier Punkten holte ich einen halben Punkt mehr als im letzten Jahr, mache 4,8 Elo-Punkte gut und werde wahrscheinlich ca. 20 DWZ-Punkte dazugewinnen. John hatte sich sicher mehr ausgerechnet. Aber der Handy-Vorfall war ein Rückschlag. Positiv lässt sich sagen, dass er auf dem Brett keine Partie verloren hat und auch schlechteste Stellungen ins Remis retten konnte. Er will weiter an seinem Schwarz-Repertoire arbeiten, damit er hier vor allem gegen Schwächere besser auf Sieg spielen kann.

Burkhards Ergebnis

Johns Ergebnis

Endstand

Impressionen

Nachdem meine Partie in der neunten Runde so schnell beendet war, konnte ich in einigen Fotos die Turnieratmosphäre einfangen.




Kurzpartie und Super-GAU

Nach drei Niederlagen wollte Burkhard unbedingt gewinnen. Sein Gegner ein 18-jähriger Tscheche, der in den letzten Turnieren viele Punkte eingestellt hatte und so knapp unter 1800 aufweist. Auch John wollte in seiner Schwarzpartie auf Sieg spielen um eine Chance auf eine vordere Platzierung zu haben.

Da Burkhard früh fertig war konnte er den Turniersaal fotografieren

Burkhards Kurzpartie

In der Chessbase-Datenbank fanden sich keine Partien von meinem jungen Gegner. Zum Glück schaute ich noch einmal bei Lichess nach. Dort fand ich diesjährige Partien aus einem tschechischen Turnier. Da er eine ungewöhnliche Linie im Sizilianer spielte – eine Art Grand-Prix-Anagriff mit a3 und b4, wollte ich dagegen antreten. Mein Gegner fand bei Chessbase über 20 Jahre alte Partien von mir, in denen ich die O’Kelly-Variante spielte und wollte dagegen spielen. So landeten wir beide in einem offenen Sizilianer, den keiner von uns vorbereitet hatte. Hier entschied dann die größere Erfahrung.

Johns Super-GAU

John wurde von seinem Gegner auspräpariert. Zeigte dann aber gewohnte Nehmerqualitäten, überlebte den Angriff und hatte an ein oder zwei Stellen selbst die Chance einen Lucky-Punch zu landen. (Partie)

John im Kämpfermodus

Als er sein Handy abholte, kam dann der Schock. Sein Handy hätte während der Partie geklingelt, deshalb würde seine Partie nun genullt. Alles Diskutieren half nichts, die Schiedsrichter fahren diese harte Linie schon seit Beginn des Turniers und vor jeder Runde wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Geräte auszuschalten sind.

Die FIDE-Regeln schreiben den Partie-Verlust in einem solchen Fall nicht zwingend vor:

Während der Partie ist es einem Spielenden verboten, ohne Zustimmung der
Schiedsrichterin / des Schiedsrichters irgendein elektronisches Gerät im Turnierareal
bei sich zu haben.
Das Turnierreglement kann jedoch gestatten, dass ein solches Gerät in der Tasche einer
Spielerin / eines Spielers untergebracht wird, sofern das Gerät vollständig abgeschaltet
ist. Diese Tasche muss gemäß der Weisung der Schiedsrichterin / des Schiedsrichters
untergebracht werden. Beiden Spielenden ist es verboten, diese Tasche ohne Erlaubnis
der Schiedsrichterin / des Schiedsrichters zu benutzen.

Artikel 11.3.2.1 der FIDE-Regeln in der Übersetzung des DSB vom 01.01.2023

Im deutschen Schachbund wird inzwischen auch anders entschieden, wenn ganz klar keine Betrugsabsicht vorliegt.

Abschied aus Prag

Das war der letzte Artikel aus Prag. Am Samstag beginnt die Runde schon um 9:00 Uhr, da ist keine Zeit für einen Bericht. Sicher wird es noch ein Turnierfazit geben, das werde ich aber schon wieder in Deutschland schreiben.

In der achten Runde haben es John und Burkhard mit jungen Überfliegern zu tun. Bitte drückt uns die Daumen.